Trinken Sie im Winter heißes Wasser mit etwas Klosterfau Melissengeist, um sich vor Erkältungen zu schützen? Oder haben Sie einen Lieblingspullover, der Ihnen Glück bringt? Vielleicht erkennen Sie sich in den Charakterbeschreibungen Ihres Sternzeichens wieder? Wohl jeder von uns glaubt an Zusammenhänge, für die es bei näherer Betrachtung keine wissenschaftlichen Belege gibt. Wahrscheinlich brauchen wir sie, um in einer so oft unkontrollierbaren Welt das Gefühl von Kontrolle zu behalten. Prof. Dr. Bernd Meier, Lehrbeauftragter am Marketing-Institut der TU Braunschweig, bezeichnet den Glauben an solche Zusammenhänge als den „magischen Nutzen“ von Dingen.
In seinem Vortrag am 21. November zeigte er Mitgliedern des Hochschulbundes und des zentralen Alumni-Netzwerkes der TU Braunschweig, dass insbesondere im Gesundheitsbereich viele Geschäftsmodelle auf diesem Nutzen basieren: Sei es, weil die Firmen eine überlieferte Überzeugung aufgreifen wie beim Produkt Klosterfrau Melissengeist. Oder sei es, weil sie Zusammenhänge selbst herstellen und propagieren wie bei der Hautstraffung durch Kollagen-Trinkampullen. All diesen Produkten sei gleich, dass ihre behauptete Wirkung naturwissenschaftlich nicht belegt werden kann. So zitierte Prof. Meier den Dermatologen Dr. Hans Wolff, der 2019 in „Der Spiegel“ zur straffenden Wirkung von Kollagen-Trinkampullen meinte: „Absolute Volksverblödung. Da kann man genauso Schweinesülze essen.“ – das verwendete Kollagen stamme nämlich meist aus Schlachtabfällen.
Trotzdem, so betonte Prof. Meier, könne es durch solche Produkte individuell tatsächlich zu gesundheitsfördernden Wirkungen kommen – etwa durch den Placebo-Effekt. Gefährlich werde es allerdings dort, wo der behauptete positive Zusammenhang im Widerspruch zu wissenschaftlich erwiesenen Effekten stehe. Das gelte jedoch nicht für Dinge wie den Glückspullover. Und so verließen die Teilnehmenden gut unterhalten und mit neuem Wissen die Veranstaltung – vielleicht, um den Tag bei einer Tasse heißem Wasser mit etwas Klosterfrau Melissengeist ausklingen zu lassen. Herzlichen Dank an Prof. Meier für seinen großartigen Vortrag.